Die Moore im Tiroler Bezirk Kitzbühel

Pillerseemoor (N)


Gemeinde:

St. Ulrich am Pillersee
Höhe ü.d.M.: 840 m
Fläche: gut 25 ha
Moortyp(en): Verlandungsmoor, kalkreiches Niedermoor






Nr. gemäß Moorschutzkatalog (Steiner 1992): 38150701


Blick auf das Pillerseemoor im Juni mit ausgedehntem Eriophorum-latifolium-Bestand aus südlicher Richtung


Biotop-Kartierung (tirisMaps): lila und violettblau gekennzeichnet sind Klein- und Großseggenried-Gebiete, hellblau = Südende des Pillersees

Das Pillerseemoor schließt sich südlich dem Pillersee an. Es handelt sich um ein kalkreiches oligotroph-mesotrophes, von mehreren Bächen und Rinnsalen durchzogenes Verlandungs- bzw. Niedermoor. Das Moor und dessen Umgebung gehört in Gänze zu den Nordosttiroler Kalkalpen (Dachstein-Dolomit). Mit einer Fläche von etwas über 25 ha gehört das Pillerseemoor zu den großflächigsten Mooren in Tirol.

Der gesamte östliche Teil des Gebiets unterliegt extensiver landwirtschaftlicher Nutzung. Von Mai bis September dient die Fläche als Viehweide (Mutterkuhhaltung mit ca. 30 Rindern), im Herbst erfolgt in Großteilen eine Streumahd. Der im Westen befindliche Bereich ist eingezäunt und wird lediglich für eine herbstliche Streumahd genutzt. Diese Streumahd ist auf jeden Fall zu befürworten.

Kennzeichnend für dieses Moor sind flächige Bestände an Klein- und Großseggen (Carex sp.), Breitblättrigem Wollgras (Eriophorum latifolium) sowie verschiedene Armleuchteralgen (Characeae) und Kleiner Wasserschlauch (Utricularia minor) in den nassen Zonen. Hinzu kommen als gleichfalls häufige Pflanzen viele Orchideenarten, Fieberklee (Menyanthes trifolia), der seltene Schlauch-Enzian (Gentiana utriculosa) und das Sumpf-Läusekraut (Pedicularis palustris).


Chara hispida in einem der vielen Gräben

Faunistisch sind neben einer reichen Vogel-, Amphibien-, Weichtier- und Fischwelt vor allem das mittlerweile selten gewordene Ried-Grasmotteneulchen (Deltote uncula) und die Sumpfschrecke (Stethophyma grossum) hervorzuheben.

Die Mikrofauna und -flora ist ausgesprochen vielfältig. Das Gebiet beherbergt sehr viele  Kieselalgen (Diatomeen). Nicht nur die Menge an Kieselalgen, sondern auch deren Artenvielfalt ist bemerkenswert. Es finden sich auch ausgesprochen seltene Arten. Aufgrund des alkalischen Wassers und Untergrunds mit pH-Werten um 7,5 und höher ist das Gebiet zwar nicht zu den typischen Lebensräumen der Zieralgen (Desmidiaceen) zu zählen, dennoch fällt eine recht große Artenvielfalt auf. Im westlichen, weitgehend ungenutzten Moorbereich ist sie besonders auffällig. Bisher konnten weit über 100 verschiedene Arten gefunden werden, darunter auch seltene Taxa wie z.B. Cosmarium pseudoholmii und Spirotaenia erythrocephala oder Arten, die man eher in Übergangsmooren vermuten würde (z.B. Micrasterias pinnatifida).

Im südwestlichen Bereich existieren mehrere tiefe Chara-Tümpel mit mächtiger Faulschlammschicht am Grund. Hier finden sich vor allem Arten eutropher Milieus. Eutrophe Verhältnisse herrschen auch im Bereich der Viehläger.

Häufig und artenreich sind im Pillerseemoor überall: Blaualgen (Cyanobacteria), Grünalgen (Chlorophyceae), Schalenamöben (Testacea), Sonnentiere (Heliozoa), Plattwürmer (Plathelminthes) und Gliederfüßer (Arthropoda), darunter Krebs- und Spinnentiere sowie zahllose Insektenlarven. 

Als kalkhaltiges, überwiegend oligotrophes Niedermoor, welches mittlerweile zu den seltenen Biotopen gehört, sollte dieses Gebiet zum Naturschutzgebiet erklärt werden. Mittelfristig soll eine Renaturierung erfolgen. Dies bedeutet u.a., dass der einst begradigte Grieselbach wieder seinen ursprünglichen, leicht mäandrierenden Verlauf nehmen und an der ursprünlichen Stelle in den See münden soll. Ebenso hat man vor, das Gebiet touristisch aufzuwerten, wobei sich die Frage stellt, ob es überhaupt etwas aufzuwerten gibt, denn es ist umfassend erschlossen und ganzjährig sehr gut besucht.