Gieringer Weiher (ZHMs)
Gemeinde: | Reith bei Kitzbühel |
Höhe ü.d.M.: | ca. 785-800 m |
Fläche: | knapp 3 ha |
Moortyp(en): | Moorsee, Übergangs- und Hochmoor |
Nrn. bei Steiner (1992): 122 37030 201-204
Der Gieringer Weiher mit den südlich und westlich anschließenden Moorgebieten liegt im Osten des Gemeindegebiets an der Grenze zur Gemarkung Kitzbühel auf dem Höhenzug Bichlach. Seine Entstehung verdankt dieser Weiher bergbaulichen Aktivitäten (Eisenerzabbau) im 17. und 18. Jahrhundert.
Übersicht (aus Google Earth)
Gieringer Weiher aus nördlicher Richtung
Das Moor westlich bzw. südwestlich des Gieringer Weihers
Allgemein präsentiert sich dieses Moorgebiet als weitgehend ungestört. Offenbar hatte in der Vergangenheit kaum bzw. kein Torfabbau stattgefunden, denn die typischen steilen Böschungen, eckigen Tümpel und langgezogenen Gräben im Gelände fehlen. Der pH-Wert des Wassers im Hochmoor liegt bei durchschnittlich 5,5.
Faunistisch fielen bei der ersten Begehung im September 2013 zahlreiche Großlibellen und Heuschrecken auf, darunter die Zwitscherschrecke (Tettigonia cantans) und die Sumpfschrecke (Stethophyma grossa). Ebenso konnte eine Hornisse (Vespa crabro) beobachtet werden.
Die zentralen Bereiche des Moors sind nahezu frei von größeren Gehölzen. Hier dominieren neben Torfmoosen (Sphagnum) Fieberklee (Menyanthes trifoliata), Wollgräser und Kleinseggen. Ebenso findet man Sonnentau (Drosera rotundifolia, D. intermedia und D. anglica) und Wasserschlauch (Utricularia minor). Auch viele Orchideen kommen vor, wobei im September nur noch vertrocknete Samenstände existierten. In der Nähe des Seeufers konnten Schlangenwurz (Calla palustris), Sumpf-Schwertlilie (Iris pseudacorus) und Sumpf-Blutauge (Potentilla palustris) gefunden werden. An Gehölzen begegnet man vor allem Erica-Gewächsen (Calluna vulgaris, Vaccinium oxycoccos und Andromeda polifolia). Heidelbeerbestände (Vaccinium myrtillus) fehlen.
Bezüglich der Mikrofauna und -flora beeindruckt im südwestlichen Moor die immense Artenvielfalt bei den Blaualgen (Cyanobacteria) und Zieralgen (Desmidiaceae). Bei den Desmidiaceen dominieren Euastrum crassum und Closterium costatum. Vergleichsweise arm ist die Rhizopoden-Fauna, auch finden sich nur wenige Mehrzeller, darunter vor allem Rädertiere (Rotatoria). Unter den Rhizopoden ist das häufige Vorkommen von Pseudonebela africana erwähnenswert. Hierzu ist ein Bericht in der Zeitschrift Mikrokosmos erschienen (Siemensma & Opitz 2014).
Der Weiher selbst wurde im Oktober 2013 untersucht. Er präsentiert sich als sauer-mesotrophes Gewässer (pH 5,8), dessen Artenzusammensetzung sich stark von jener der anschließenden Moore unterscheidet. Ausgesprochen artenreich sind im Uferschlamm und Plankton vor allem Kieselalgen (Diatomeen bzw. Bacillariophyceae) sowie Grünalgen (Chlorophyceae). Es folgten weitere Untersuchungen des Moors im Frühling, Frühsommer und Herbst 2014.
Hustedt (1911) hatte u.a. vom Gebiet des Gieringer Weihers Probenmaterial zur Verfügung, das er intensiv hinsichtlich der Desmidiaceen untersuchte. Erfreulicherweise ist die Artenvielfalt zumindest im Moor bis heute erhalten geblieben, was für Moore in dicht besiedelten Gebieten leider nicht gilt. Dort ist in den letzten ca. drei Jahrzehnten ein deutlicher Artenrückgang zu verzeichnen (mündl. Mitt. Rupert Lenzenweger). Im Frühling 2015 erschien ein Aufsatz, der sich mit dem Vergleich von Friedrichs Hustedts Untersuchungsergebnissen und der heutigen Situation im Gieringer Moor befasst (Opitz & Lenzenweger 2014).
Dieses Moor sollte unbedingt zum Naturschutzgebiet erklärt werden.